In der historischen Alten Wache im Landsberger Frauenwald setzten sich unter dem Titel "Holzwege" zwölf Künstler*innen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Auf 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche waren Objektkunst, Zeichnungen, Videos, Installationen, Fotografie und Projektionen zu sehen.

Ein Beitrag von Claudia Weißbrodt (Abteilungsleitung Kultur und Bildung Landsberg und Beirat STADTKULTUR) und Patricia Eckstein (Abteilung Kultur und Bildung Landsberg).

 

 

 

Das Thema "Nachhaltigkeit" schwingt schon seit mehreren Jahren bei der Konzeption und Planung des Kulturlebens in Landsberg am Lech mit. Bereits seit Längerem findet das "Snowdance Independent Festival" als nachhaltiges Festival statt und wurde im letzten Jahr von Workshops und Diskussionsrunden zum Thema flankiert. Die Lange Kunstnacht 2019 hatte das Motto "Weltbewusst". Das Projekt "Holzwege" ist insofern etwas Besonderes und Schätzenswertes, das es einem breiten Publikum einen niederschwelligen Zugang ermöglicht und ihnen das Thema auf vielen verschiedenen Wegen zugänglich macht – mit Workshops, Ausstellungen und Veranstaltungen für alle Altersgruppen.

Das Ausstellungsprojekt "Holzwege" veranstaltete der Verein "Kunst hält Wache" im Rahmen des Landsberger Kultursommers vom 5. bis 15. August 2021. Der Verein "Kunst hält Wache" hat sich im Jahr 2020 anlässlich seines ersten Projektes "75 Jahre Frieden – im eigenen Land" gegründet. Ziel war es, mit einer Kunstausstellung in den Ruinen der nie in Betrieb gegangenen Munitionsfabrik der Nazis diese 75 Jahre Frieden zu betrachten aber auch zu hinterfragen. Der Verein hat es sich zum Ziel gemacht, Kunst und Kultur zu fördern, insbesondere wenn diese gesellschaftliche Themen wie Frieden, Menschenrechte und Nachhaltigkeit aufgreift.

"Der Begriff 'Nachhaltigkeit' bezeichnet eine Ressourcen-Nutzung, die das eigene System schont und vor dauerhaftem Schaden bewahrt", erläuterte Janos Fischer, der die Ausstellung "Holzwege" kuratierte. Was ist unter nachhaltiger Kunst verstehen? "Als Antwort bietet sich der etwas unbestimmte Begriff 'Kreativität' an, der zwar schwer misshandelt, aber im Beuys’schen Sinn durchaus eine berechtigte Verwendung finden kann. Diese Kreativität gilt es nun im künstlerischen Schaffensprozess nachhaltig zu nutzen. Diese Nutzung orientiert sich nicht am Markt. Sie stellt nicht Produkte her, die sich gewinnbringend verkaufen lassen, sondern fördert eine stetige Entwicklung künstlerischer Ansätze", so Fischer. Die Ausstellung in der Alten Wache stellte Künstler*innen vor, die in diesem Sinn nachhaltig arbeiten. "Ob dabei natürliche Materialien verwendet werden, oder verbrauchtes Material recycelt zum Einsatz kommt, spielt dabei nur eine nebengeordnete Rolle. Ziel der Ausstellung war es, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, in dessen innerer Verfassung jeder Begriff von Nachhaltigkeit wurzelt."

An dem Ausstellungsprojekt beteiligten sich folgende Künstler*innen:

  • Doris Trummer aus Schondorf verwebt organisches Material von märchenhafter Zartheit in menschliche Bekleidung, die sich in ihrer Verletzbarkeit beim leisesten Zugriff wie eine Fata Morgana auflösen würde, und mit leiser Stimme über Schönheit und Bedrohung erzählt.
  • Die koreanische Künstlerin Lee Jiyoun hat in Paris und München studiert, ihr Blick richtet sich auf das Abgenutzte und Unbrauchbare im täglichen Leben. Ihren Fundstücken gibt sie die verlorene Achtung wieder und formt aus ihnen eine neue Gegenwelt, die nicht mehr den Gesetzen der Ökonomie unterworfen ist.
  • Manuela Hartel ist Multimediakünstlerin und Performerin. Sie lebt und arbeitet in München und am Starnberger See. Für die Ausstellung hatte sie sich den imposanten Dachboden ausgesucht, den sie mittels 15 000 Lumen in einen neuen Traumort verwandelt hat.
  • Michael Goldgruber ist ein Fotograf aus Wien, der mit seinen Arbeiten in der ganzen Welt unterwegs ist, von Moskau bis New York. Seine Bilder entstehen auf ausgedehnten Exkursionen. Ihr Thema ist die Stille, die Größe und Erhabenheit der Natur, die gewaltig und zugleich schutzlos ausgeliefert wortloses Staunen erzeugt.
  • Andreas Stetka aus München erforscht mit Geduld und Ausdauer die Widersprüche des Alltäglichen. Mit einem stets neu formulierten Regelwerk gelangt er unbemerkt in Zwischenwelten, die leise sprechen und keine Konformität kennen. Unter seinen Händen kann sich eine Steuererklärung in ein hypnotisches Mandala verwandeln, die Blindenschrift zu den Augen sprechen.
  • Po Zilz aus München baut aus Ton Szenerien, die in ihrer Komplexität vom Paradies bis zum Inferno reichen. Eine Arche Noah von bedrohlich und zerbrechlicher Irrealität, grotesk, unüberschaubar, beunruhigend.
  • Markus Butkereit ist ein Multimediakünstler aus Berlin. Seine öffentlichen Projekte waren u.a. in Göteborg, Paris und Rom zu sehen. Butkereit stellt die Welt auf den Kopf. Mit Humor und freundlicher Ironie treibt er den Zufall auf die Spitze, dekonstruiert die Ordnung und dreht Wissen in Spekulation. Für die Ausstellung hat er einen Film gedreht.
  • Matthias Rodach aus Diessen hat eine ausgreifende Rauminstallation gezeigt, die sinnfällig die unvereinbare Vereinbarung von Hyperaktivität und Stillstand vor Augen führt.
  • Valentin Manz lebt in Norwegen und arbeitet seit langem mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen am Thema Nachhaltigkeit. Er korrespondiert mit der Zukunft. Was sie auf unsere Fragen für Antworten bereit hält, darüber wird man spekulieren können.

Außerdem mit dabei waren Tam Tam aus München, Rita Hensen sowie Bruno Hoffmann aus Wien. Zudem hatte der Verein "Kunst hält Wache" junge Künstler*innen eingeladen, sich mit eigenen Projekten an der Kunstausstellung zu beteiligen. So waren in den Räumen der Alten Wache die eindrucksvollen Arbeiten von Vincent Gohlich (ERWA), Johanna Krach und Lennart Möller sowie Fabian Husel zu sehen. Parallel zur Ausstellung veranstaltete "Kunst hält Wache" ein Sommerbühnenprogramm mit Lyrik, Party, Improtheater, Poetry Slam, Konzert, Comedy, Film und Musiksatire.

Das Projekt Holzwege im Rahmen des Kultursommer Landsberg 2021 #KS2021LL wurde im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR gefördert.

Ein anderes Projekt zu dem Themenschwerpunkt "Kunst und Klima – den kulturellen Wandel gestalten" von STADTKULTUR präsentierte Landsberg von März bis Juli 2021 im Rahmen von Workshops, Gesprächen und Naturbegegnungen unter dem Titel "Zukunft gestalten! Halber Konsum – doppelter Genuss!". Im September und Oktober 2021 werden weitere Workshops, Führungen, Konzerte, Ausstellungen rund um den Komplex Natur und Wald unter dem Titel "Die Welt der Bäume" stattfinden.

Zu allen Blog-Einträgen "Kultur und Klima" gelangt man hier.

 

 

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