In einer Webtalk-Reihe diskutieren einmal monatlich Kulturpolitiker*innen, Kulturmanager*innen und Künstler*innen über Geschlechterbilder, institutionelle Strukturen und Rollenverteilung in der Kultur. Am 9. März 2022, 15.30-17.30 Uhr, geht es um Kulturpolitikerinnen in der EU und auf internationaler Ebene. Die Reihe ist eine Gemeinschaftsveranstaltung von STADTKULTUR Netzwerk Bayerischer Städte e.V. und der Evangelischen Akademie Tutzing in Zusammenarbeit mit dem Cultural Policy Lab der LMU München und der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.

 

 

Gendergerechtigkeit ist eine kulturelle Aufgabe. Die Webtalks wollen die kulturpolitischen Dimensionen diskutieren, Wege für eine gute Praxis aufzeigen und einen Beitrag zur Vernetzung leisten. Am 9. März 2022 spricht Dr. Helga Trüpel, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, über die Herausforderungen als Kulturpolitikerin in der EU. Daran schließt eine Podiumsdiskussion mit der ungarischen Soziologieprofessorin Dr. Emília Barna, Dr. Cornelie Kunkat vom Deutschen Kulturrat und der Nürnberger Kulturbürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner an. Die Veranstaltung richtet sich an alle, die in Kulturpolitik, Kulturvermittlung und Kulturwirtschaft tätig sind, sowie an alle Interessierten. Die Webtalks sind kostenlos.

Die Aufzeichnung des Auftakts der Webtalk-Reihe, die im Januar 2022 mit Christine M. Merkel, Mitglied des weltweiten UNESCO/EU Expertenpools Cultural Governance, und Dr. Birgit Bosold, Mitglied im Vorstand des Schwulen Museums Berlin, startete, finden Sie unter diesem Link. Während Christine M. Merkel über Gendergerechtigkeit in der internationalen Kulturpolitik sprach und einen Blick auf die nächsten Ziele warf, beschäftigte sich Birgit Bosold mit der Frage: „Good Bye Gender?“ und gab Einblicke in die Praxis des Schwulen Museums Berlin.

Geschlechtergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt stärken

Frauen und Männer sind in der Kultur sehr unterschiedlich präsent: Während Künstler den Kunstmarkt dominieren, arbeiten Künstlerinnen überwiegend in der Kulturellen Bildung. Die Chefetagen der Institutionen, die Medien und Jurys sind meist männlich besetzt, während weibliche Kulturschaffende als organisierende Kräfte hinter den Kulissen arbeiten. Die traditionelle Rollenverteilung hält sich in der Kultur zäh und beständig – trotz Anti-Diskriminierungsgesetzen und Geschlechterdiversität. Auch bei der Nutzung von Fördergeldern geht es bei weitem nicht paritätisch zu. Deutlich ist zudem der Gender Pay Gap: Publizistinnen, Künstlerinnen und Frauen in den Creative Industries verdienen im Durchschnitt 24 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, wie die Studie „Frauen in Kultur und Medien“ des Deutschen Kulturrats 2016 ermittelte.

Der Kultur- und Kreativsektor ist von einer Gleichberechtigung noch immer weit entfernt. Corona hat dieses Ungleichgewicht verstärkt. Vorwiegend Frauen waren durch Kita- und Schulschließungen belastet und wurden zurück in alte Rollenmuster gedrängt. Wo liegen die Ursachen hierfür? In Geschlechterbildern, die sich auch im Kunst- und Kulturverständnis fortsetzen? Welche Rolle spielen die Strukturen unserer Kulturinstitutionen? Welche das Management? Auf der anderen Seite können gerade künstlerische Ausdrucksformen Stereotype anprangern und Sensibilität für Geschlechterfragen stärken. Wie wird dieses Potenzial genutzt und wie wirkt es auf den Kulturbetrieb zurück?

Um Geschlechtergerechtigkeit und kulturelle Vielfalt zu stärken, so die UNESCO in ihrem Konzeptpapier „Kulturpolitik Neu/Gestalten 2020“, gilt es, „von einer Agenda des reinen Empowerments zu einer Agenda des tatsächlichen Wandels, also der Transformation, überzugehen“. Wie kommen wir in der Kulturbranche zum transformativen Handeln? Welche Veränderungen sind nötig, um eine größere Sichtbarkeit der weiblichen Arbeit und gleichen Zugang im Kulturbereich herzustellen? Wie ist die aktuelle Lage, international und in der EU? Was lässt sich aus anderen Ländern lernen?

 

ZUM GESAMTPROGRAMM

 

Bildnachweis: Hilma af Klint, Der Schwan Nr. 17, 1915 © Stiftelsen Hilma af Klints Verk, HaK 165, aus: Julia Voss, Hilma af Klint. „Die Menschheit in Erstaunen versetzen" (S. Fischer 2020), Tafel 33.

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