Handyhaikus

Lesung und Performance
Friedberg, 24.10.2010, 19:30
Oliver Bendel, Kopistin
Laut ZEIT Online ist Oliver Bendel der bekannteste Handyromanautor im deutschsprachigen Raum. Bendel wurde 1968 in Ulm geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik sowie der Informationswissenschaft an der Universität Konstanz und ersten beruflichen Stationen erfolgte die Promotion in Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen. Bendel lebt heute als freier Schriftsteller in Zürich und lehrt und forscht als Professor an der Hochschule für Wirtschaft in Basel. Handyromane sind Romane, die speziell für das Handy verfasst und auf dem mobilen Gerät gespeichert und gelesen werden. In Japan mischen sie seit Jahren den Literaturbetrieb auf. Bendel gilt in Europa als Pionier und hat 2007 die ersten Versuchsballone steigen lassen. Blackbetty Mobilmedia brachte 2008 "Lucy Luder und der Mord im studiVZ" und "Lucy Luder und die Hand des Professors" heraus, 2009 "lonelyboy18", "Handygirl – Part I" und "Handygirl – Part II". Seit 2009 schreibt Bendel auch Handyhaikus. Neben der besonderen Darstellungsform ist entscheidend, dass die Gedichte auf dem Handy gelesen und von Handy zu Handy weitergeschickt werden können. 2010 erschienen das Handybuch "stöckelnde dinger" (Blackbetty Mobilmedia) und das gedruckte Buch "handyhaiku" (Hamburger Haiku Verlag). Die Gedichte in "handyhaiku" sind nicht nur in Textform abgedruckt, sondern auch in Form von QR-Codes. Diese gehören zu den 2D-Codes und können mit einem Handy mit Kamera eingescannt werden. Den Reader gibt es kostenlos im Web oder für geringe Beträge in mobilen Shops. Nach dem Scannen eines der Codes wird auf dem Display der entsprechende Text angezeigt. Mehrere Texte werden in einer Liste angeordnet. Man kann seine Lieblingshaikus mit sich herumtragen und an Bekannte simsen. Bei der Veranstaltung liest Bendel aus seinen Haikubänden vor. Parallel wählt eine Kopistin ein Haiku aus und malt den entsprechenden QR-Code mit Ölfarbe auf eine Leinwand. Es ist faszinierend, dass bei den QR-Codes weder Substanz noch Träger eine Rolle spielen und die Maschinenlesbarkeit auch mit traditionellen Maltechniken hergestellt werden kann. Am Ende kann man das Gedicht einscannen und mit nach Hause nehmen. Vorab sollte man sich den Reader besorgen, sofern er nicht schon auf dem Handy installiert ist. Übrigens haben auch die gedruckten Romane von Bendel einige Beachtung gefunden. Der Leipziger Literaturverlag brachte 2007 den Roman "Nachrückende Generationen" heraus, der von zwei Mädchen handelt, die sich mit Internet und Handy in gefährliche Situationen bringen, und 2008 den Roman "Künstliche Kreaturen", der die Liebesgeschichte zwischen einer deutschen Professorin und einer Schweizer Studentin und nebenbei die Ideengeschichte der Maschinenmenschen erzählt. In "Verlorene Schwestern" von 2009 spielen eine fliegenartige Drohne ("la mouche") und ein ehemaliges Mundmodell ("la bouche") die Hauptrollen. Maschinen und Menschen und Maschinenmenschen – das sind die großen Themen des Schriftstellers Oliver Bendel.
Rittersaal im Wittelsbacher Schloss Friedberg
Schlossstr. 21
Eintritt: frei
Veranstalter
Marienplatz 5, 86316 Friedberg
Förderer
Stadtsparkasse Augsburg
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