Die Predigt (von lat. praedicare 'öffentlich ausrufen') war im Mittelalter die Publikationsform mit der schnellsten und effektivsten Wirkung auf breiteste, zumal leseunkundige Kreise. Ob zur Verbreitung der Heilsbotschaft oder kirchlicher und politischer Propaganda, ob vorgetragen oder verschriftlicht: die Predigt war d a s zeitgenössische Massenmedium. 1451 (zeitgleich also mit Gutenbergs Experimenten zu einem neuen Massenmedium) folgt der italienische Franziskaner Johannes de Capestrano einer Bitte Kaiser Friedrichs III. und zieht als d e r Predigt-'Star' seiner Zeit mit durchaus tourneeartiger Logistik durch Bayern und Franken, predigt in Regensburg, Nürnberg und eben auch Eichstätt. Zwar kann er kein Deutsch und trägt seine bis zu dreistündigen sermones lateinisch vor, aber da ein tolmetsch sie deutsch zusammenfaßt und Capestrano - wie Chronisten melden - 'nach italienischer Art mit Händen und Füßen' predigt, zieht er Tausende Zuhörer an. Die Veranstaltung gibt - vor allem am Beispiel Capestranos - einen Einblick in die spätmittelalterliche Predigt als einem massenwirksamen Medium öffentlicher Kommunikation und inszenierter Meinungsbildung. Wie dieses Medium verschriftlicht auf uns gekommen ist, zeigen einige ausgestellte Predigthandschriften aus dem Eichstätter Bibliotheksbestand. Zudem soll an Beispielen aus der Eichstätter 'Editionswerkstatt' deutlich werden, wie die Predigt als kulturgeschichtliche Quelle ersten Ranges in wissenschaftlichen Ausgaben verläßlich im kulturellen Gedächtnis bewahrt werden kann.