Wenn alljährlich, zumeist im Monat März, die Boulevardzeitungen und die Damenjournale mit ihren neuesten Abmagerungsprogrammen herausrücken, dann werden auch die Gebildetsten unter den Diätwilligen nicht wissen, wo denn der historische Ursprung ihrer Bemühungen zu suchen ist. Es gab zwar, wenn wir auf Europa blicken, schon in Antike und Mittelalter mancherlei religiös oder philosophisch begründete Übungen der Askese und des Fastens, die naturgemäß auch mit dem Abmagern verbunden waren; allein dieses war dabei nur ein Nebenergebnis, nicht das eigentliche Ziel. Der eigentliche Vater dieser Übung, der Schöpfer also des modernen und sozusagen dynamischen Schlankheitsideals ist kein Geringerer als der wohl größte Dichter, den Bayern je gehabt hat: Pater Jacobus Balde S.J. (1604-1668), ein Mann, der in seinen dreizehn Münchener Jahren, von 1637 bis 1650, als Gymnasiallehrer, Hofprediger und als lateinischer Dichter eine europäische Berühmtheit war, der man sogar in protestantischen Landen huldigte. Balde hat in seinem Münchener Magerkeitsverein, der »Congregatio Macilentorum«, wie er sie nannte, zum ersten Mal echte Abmagerungskuren veranstaltet, mit einem Diätprogramm, das nach seiner eigenen Darstellung geradezu schauerliche Züge hatte. In diesem Jahr feiern wird Jacob Baldes 400. Geburtstag, der 1668 in Neuburg an der Donau starb.
Residenzstraße A 66 bzw.Lenbachplatz 18 bzw.Pl, 86633 Neuburg an der Donau bzw.Schrobenhausen
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.