"Der natürliche Mensch will leben, will weder fromm noch sittlich sein, lauter Kunstprodukte von einem gewissen, aber immer zweifelhaft bleibenden Wert, weil es an Echtheit und Natürlichkeit fehlt." (Theodor Fontane an Collmar Grünhagen) Fontanes "Effi Briest" geht auf eine sogenannte wahre Geschichte zurück, eine Duellaffäre mit tödllichem Ausgang, die im Berliner fin de siècle viel Staub aufwirbelte. - Literaturverfilmung: Deutschland 1972/74; ab 12 Jahre, 141 Minuten; Prädikat: Besonders wertvoll; Drehbuch und Regie: Rainer Werner Fassbinder; Darsteller: Hanna Schygulla, Wolfgang Schenck, Ulli Lommel, Karlheinz Böhm, Ursula Strätz, Irma Hermann, Lilo Pempelt, Herbert Steinmetz, Hark Bohm, Rudolf Lenz, Karl Scheydt.- Rainer Werner Fassbinder wurde am 31.05.1945 in Bad Wörishofen geboren. Mit 21 Jahren dreht Fassbinder erste Kurzfilme und debütiert wenig später als Theaterregisseur. Seine Themen findet er im kleinbürgerlichen Alltag. 1969 folgt der erste Kinofilm, "Liebe ist kälter als der Tod", der wenig Beachtung findet. Im selben Jahr wird "Katzelmacher" mit dem Fernsehpreis der Akademie der Darstellenden Künste und dem Filmband in Gold ausgezeichnet. Die Filme der folgenden Jahre sorgen für Diskussionen, sie beschäftigen sich fast ausschließlich mit AußenseiterInnen und Minderheiten. "Angst essen Seele Auf" erhält den Bundesfilmpreis. Ende der Siebziger wird Fassbinder in New York als der "faszinierendste, begabteste, fruchtbarste, originellste junge Filmemacher in Westeuropa" gefeiert. Für "Die Ehe der Eva Maria Braun" (1978) erhält er das Filmband in Silber, für "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1981) den Goldenen Bären. Er war umstritten, radikal und konsequent in seiner Darstellung. Er galt als Unruhestifter des Nachkriegskinos. Dennoch haben seine Sichtweise und seine Visionen bis heute nichts an ihrer Gültigkeit verloren. Jede Zeit muss die Aktualität des RWF für sich neu entdecken. Der Zuschauer kann durch Zeiten und Geschichten wandern, und wird bald feststellen, dass er sich auf einer großen Wanderung durch das Leben befindet. - "Filme müssen irgendwann einmal aufhören, Filme zu sein, müssen aufhören, Geschichten zu sein und anfangen, lebendig zu werden, dass man fragt, wie sieht das eigentlich mit mir und meinem Leben aus" (Fassbinder, 1974).
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