Nach rund 750 Jahren Schlummerdasein rückt mit dem Brunnendenkmal in Unterthürheim eine Person wieder in den Mittelpunkt, die in der Literaturgeschichte und bei Germanisten keine unbekannte Persönlichkeit ist, der Minnesänger und Dichter Ulrich von Thürheim. Es war einmal, Mitte des 13. Jahrhunderts, da spielte Thürheim tatsächlich in der Bundesliga der deutschen Literatur. Ulrich der "Türhaimaere" - beste Kontakte zum Kaiserhof und zu den Literaturpäpsten seiner Zeit - fing allen Ernstes dort zu dichten an, wo die Großen aufgehört hatten: Wolfram von Eschenbach hatte seinen "Willehalm", Gottfried von Straßburg seinen "Tristan" unvollendet hinterlassen, und eine Generation später setzte Ulrich von Thürheim dort an, schrieb jedes der beiden Werke weiter und brachte es "an sîn zil" - man stelle sich vor, Günter Grass würde einen unvollendeten Roman Thomas Manns und einen von Heinrich Böll zu Ende schreiben... Professor Dr. Freimut Löser, Inhaber des Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Augsburg, stellt zusammen mit seinem Assistenten Klaus Vogelgsang M.A. diesen schwäbischen Dichter von nationalem Rang vor. Konstanze Kraus, die Frau des Rischgauer akademischen Bildhauers Joachim Kraus, von dem die neue Unterthürheimer Brunnenfigur "Ulrich von Thürheim" stammt, gestaltet den Vortrag durch einfühlsames Harfenspiel, wie der "harfenaere" Tristan, musikalisch aus.