Mut zur Lücke

Ingolstadt, 2.10.2020 — 30.10.2020
Sabine Schäffer-Leurpendeur
Zwischen zwei Atemzügen existiert eine Lücke. Sie kann auch zwischen zwei Gedanken entstehen, zwischen Lebenssituationen. Sie ist der Moment des Übergangs, der Augenblick zwischen Intention und Handeln. Was passiert in diesen Momenten, in denen alles still wird, wenn ich mir Zeit nehme, nicht denke, nicht handle, nichts ausführe oder abarbeite?

Passend zu der Ausstellung „Mind the Gap“ im Ingolstädter Museum für Konkrete Kunst fand der Expressive Arts Workshop für Frauen statt. Die Teilnehmerinnen beschäftigten sich in Tanz, Bewegung und Poesie mit dem Thema „Lücke“ – zunächst ganz pragmatisch: der Lücke zwischen Bahnsteig und Zug („Mind the Gap“!) und dann immer bildhafter und metaphorischer.

Zu Beginn jeder Einheit fanden Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen statt. Daraufhin lernten die Teilnehmerinnen ihren Körper zu aktivieren und beschäftigten sich damit, ihn auszuprobieren und mit ihm zu arbeiten: z.B. über verschiedene Einsatzmöglichkeiten des Atems sowie mit Anspannung / Entspannung. Daran anschließend erweiterten die Teilnehmerinnen die Bewegung ins Tänzerische: Sie erprobten verschiedene Fortbewegungsarten, unterschiedliche Dynamiken, Darstellung von Emotionen mittels Bewegung. Sie beschäftigten sich mit ihren eigenen Vorstellungen und ihren persönlichen Erlebnissen zum Thema „Lücke“ bzw. „Übergang“ in selbstgeschriebenen Texten oder ausgewählten poetischen Stücken. Fragen dabei waren: Welche Bilder tauchen auf, welche unentdeckten Teile meiner Person drängen sich durch diesen Spalt im sonst so durchorganisierten Gebäude meines Lebens? Was wird oft vernachlässigt, was macht mich wirklich aus, was sind meine Stärken, wofür brenne ich? Ausgehend davon setzten die Teilnehmerinnen mit Hilfe des neu erlernten Werkzeugs eine persönliche Choreographie um, für die sie in der Ausstellung einen passenden Ort auswählten.

In dem Workshop ging es darum, die persönlichen „Lücken“ jeder einzelnen aufzuspüren, verpasste Übergänge zu erkennen und sich im Aushalten des Nichthandelns wie auch dem Überwinden der Lücke zu üben. „The Gap“ oder „die Lücke“ stand auch als Synonym für die Brücke zwischen künstlerischem Ausdruck und persönlicher Weiterentwicklung, als Übergang von Workshop-Erfahrungen zu deren Integration in den Alltag. Beinahe symptomatisch: Der große „Gap“, der Corona-Lockdown, sorgte für einen vorzeitigen Abbruch des Workshops.
Museum für Konkrete Kunst
Tränktorstr. 6-8, 85049 Ingolstadt
Eintritt: Frei
Veranstalter
Tränktorstr. 6-8, 85049 Ingolstadt
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.